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Raus aus der Mühle ins wahre Leben

25.11.2008

Von Thomas Spafke

Sonneberg – Im Dezember wird es ernst für Silke Kraushaar-Pielach. Allerdings nicht wie in den vergangenen 25 Jahren in den Eiskanälen dieser Welt, sondern bei der Abschlussprüfung ihres Fernstudiums zur Fachwirtin für Sport und Fitness. Dass sie davor mehr Bammel hat, als mit 120 km/h auf dem schmalen Schlitten durch die hohen Kurven zu fliegen, liegt auf der Hand. „Das Studium ist schon ziemlich aufwendig und ich bekomme auch nichts geschenkt“, bemerkt Silke Kraushaar-Pielach, „doch es macht mir auch sehr viel Spaß.“ Eine Aussage, die haargenau zu ihr passt. Als aktive Sportlerin musste sich die Sonnebergerin gleichfalls alles hart erarbeiten, war jedoch meist gut gelaunt und für fast jeden Spaß zu haben.

Keine Zeit zum Abtrainieren
Im Frühjahr hat Silke Kraushaar-Pielach, 38, ihre glanzvolle Laufbahn beendet. Selbst diese schwere, weil ungewisse Fahrt ist ihr bestens gelungen. „Ich vermisse bis heute nichts“, stellt sie, auch zum eigenen Erstaunen, fest. Nicht den Schlitten, nicht den Kraftraum, nicht die Werkstatt. „Als Spitzensportler steckst du Jahr für Jahr in einer Mühle, lebst praktisch in einer eigenen Welt. Doch das Leben hat noch andere schöne Facetten“, lautet ihre wichtigste Erkenntnis seit dem Karriereende. „Mir ist erst jetzt so richtig bewusst geworden, welchen Druck und Anspruch man sich selbst auferlegt.“ Wehmut sieht jedenfalls ganz anders aus. 

Wer nun allerdings denkt, die einstige Erfolgsrodlerin befindet sich bereits im Ruhestand, der irrt. Das Studium fordert so viel Tribut, weshalb kaum Zeit zum Abtrainieren bleibt. Gewichtsprobleme hat Silke Kraushaar-Pielachdeshalb aber nicht. Im Gegenteil: Die Muskelmasse ist etwas geschrumpft und mit ihrer Körpergröße von 1,77 m kommt die Frohnatur nun noch schlanker daher als in ihren aktiven Zeiten.

Auch als Persönlichkeit mit Prominentenstatus ist die Olympiasiegerin, Weltmeisterin und fünffache Weltcupgesamtsiegerin weiterhin sehr gefragt. So übernahm sie beispielsweise die Schirmherrschaft der Aktion „Sterne des Sports“ oder schwingt den Golfschläger für gute Zwecke. Silke Kraushaar-Pielach: „Solche Termine machen jetzt natürlich viel mehr Spaß und sind keine zusätzliche Belastung mehr für mich.“ Außerdem ist sie im Sommer als Rodel-Sportwartin im Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) ins Lager der Funktionäre gewechselt. Die meisten Rennen hierzulande dürfte sie somit vor Ort verfolgen.

Familienplanung ohne Eile
„Mein Selbstfindungsprozess ist aber noch nicht endgültig abgeschlossen“, bekennt Silke Kraushaar-Pielach, zumal sie noch nicht genau weiß, wo ihre berufliche Zukunft liegt: „Mir schwebt etwas mit Sport und Marketing vor. Aber vielleicht bietet sich ja auch eine ganz andere Möglichkeit.“ Der Entscheidung sehe sie „völlig relaxt“ entgegen, wie auch der Familienplanung mit Ehemann Michael. „Jetzt bringe ich erst einmal das Studium über die Bühne, und dann bleibt dafür vielleicht auch mehr Zeit“, bemerkt sie mit einem Schmunzeln.

Erschienen am 15.11. in der Zeitung "Freies Wort"


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