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Foto: Picture-Alliance


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Die letzten Kilometer im Eiskanal

14.02.2008

dpa-Artikel vom 12. Februar 2008: Der Traumabschied bei der Heim-WM blieb ihr verwehrt, vor dem ersehnten Rückzug aus der Eisrinne hat Silke Kraushaar-Pielach aber noch ein letztes Rodel-Ziel vor Augen.

«Den Rekordsieg im Weltcup will ich gerne noch holen. 37 Siege - das schafft so schnell in den nächsten Jahren keine», sagt die 37-Jährige vor den letzten beiden Weltcup-Rennen ihrer Karriere im lettischen Sigulda. Nur einen Sieg Rückstand hat die Oberhoferin auf die Bestmarke von Sylke Otto, angesichts ihres Sieges-Abo in Sigulda ist auch eine neue Bestmarke in Reichweite.

Olympiasiegerin 1998, Weltmeisterin 2004 und gleich fünfmal Weltcup-Gesamtsiegerin: Alles hat die Ausnahmeathletin aus Oberhof in ihrem Sport gewonnen. In ihrem letzten Winter musste Kraushaar- Pielach der jungen Konkurrenz im eigenen Lager aber häufiger hinterherfahren, als ihr lieb war. «Mir fehlt ganz einfach ein bisschen Gewicht», klagt Kraushaar-Pielach. «Ich bräuchte 10 bis 15 Kilo mehr.» Dass dies nur die halbe Wahrheit ist, weiß auch die Oberhoferin, die noch im vergangenen Winter - bei gleicher Gewichtsverteilung - von Sieg zu Sieg geeilt war.

In der bei den meisten deutschen Rodlern wenig geliebten Eisrinne von Sigulda schließt sich der Kreis für die Spätstarterin. Im Dezember 1996 feierte die Oberhoferin im Alter von 26 Jahren in Lettland den ersten ihrer bisher 36 Weltcup-Siege. Nun will es Kraushaar-Pielach gegen ihre jungen deutschen Konkurrentinnen wie Weltmeisterin Tatjana Hüfner (24 Jahre) und Natalie Geisenberger (20) noch einmal wissen. Rekordhalterin Sylke Otto drückt ihrer langjährigen Weggefährtin die Daumen: «Sie soll den Rekord ruhig holen, sie hat es verdient.» Dass für Kraushaar-Pielach sogar der sechste Gesamtsieg möglich ist, liegt an Hüfners Ausrutscher im ersten Weltcup-Rennen des Winters, als sie nur Zehnte wurde.

«Ich bin froh, dass der Druck jetzt weg ist», stellte Kraushaar- Pielach nach ihrem letzten WM-Auftritt auf ihrer Heimbahn erleichtert fest. Nach ersten Tränen über das leicht enttäuschende WM-Bronze konnte die 37-Jährige bald wieder lachen und genoss den Abschiedsmarathon von Fans und Wegbegleitern in vollen Zügen. Spätestens nach diesem Wochenende ist endgültig Schluss, dann zählt nur die Familienplanung: «Babys, Babys, Babys», hatte die Ausnahmeathletin schon beim Start in den Winter einem erstaunten US- Fernsehteam als ihr wirkliches Ziel beschrieben.

dpa / erschienen in der Financial Times Deutschland vom 12. Februar 2008


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