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Gefragte Interview-Partnerin: Silke Kraushaar-Pielach
"Mir fehlt noch ein bisschen"

29.10.2007

Das Lachen ist ihr noch längst nicht vergangen, doch ausgerechnet vor ihrer Abschiedssaison muss sich Olympiasiegerin Silke Kraushaar-Pielach mit der schwersten Verletzungsserie ihrer Karriere abfinden.

«Ganz zum Schluss habe ich so viele Verletzungen, wie ich sie in meiner ganzen Karriere noch nicht hatte», klagt die 37 Jahre alte Oberhoferin nach der beschwerlichen Vorbereitung auf ihren letzten Rodel-Winter. Vor dem Saisonstart mit der deutschen Meisterschaft auf ihrer Hausbahn in Oberhof gibt sich Kraushaar-Pielach jedoch kämpferisch. «Mir fehlt noch ein bisschen. Aber ich will den Rückstand, den ich am Start noch habe, aufholen.»

Wie selten zuvor eine Athletin hatte Kraushaar-Pielach im vergangenen Winter nach dem Abtritt ihrer langjährigen Konkurrentin Sylke Otto die Konkurrenz dominiert. «Sie ist einfach in allen Bereichen die Beste», schwärmte der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl. Doch dann schlug das Verletzungspech beim Saisonhöhepunkt Weltmeisterschaft zu, wegen Problemen an der rechten Hand verpasste die Olympiasiegerin von 1998 den sicher geglaubten WM-Titel und musste sich mit Rang drei begnügen. Kribbeln in der Hand, Taubheitsgefühle und Schmerzen bis hinauf in die Schulter: Im März folgte die unvermeidliche Operation wegen des Karpaltunnel-Syndroms.

Gerade als die operierte Hand nach monatelanger Aufbauarbeit wieder zu alter Stärke zurückfand, gab es für Kraushaar-Pielach den nächsten Rückschlag. Mitte September zog sich die Oberhoferin beim Hallen-Fußball einen doppelten Bänderriss im rechten Fuß zu. «Ich bin auf dem Hallenboden umgeknickt. Es hat geknallt und geknackt. Ich habe sofort gemerkt, dass etwas kaputt sein muss.» Zunächst konnte sich die Athletin nur auf Krücken fortbewegen und war total niedergeschlagen. «Erst Hand, dann Fuß. So einen Start in die Saison hatte ich noch nie.»

Doch inzwischen hat sie sich zurückgekämpft und konnte sogar das erste von drei Weltcup-Ausscheidungsrennen der deutschen Rodel-Elite für sich entscheiden. Kraushaar-Pielach geht mit einer von ihrem Trainer Bernhard Glass gebastelten Spezialschiene an den Start. «Die muss ich den ganzen Winter bei den Rennen tragen. Der Knöchel hat einfach noch nicht genug Stabilität.»

Die deutsche Meisterschaft am Wochenende in Oberhof ist auch für Kraushaar-Pielach der erste echte Wettkampf des Rodel-Winters, doch vor allem sind die nationalen Titelkämpfe der Probelauf für den Saisonhöhepunkt Heim-Weltmeisterschaft. «Wir müssen jeden Lauf für die WM nutzen», weiß die 37-Jährige, die schon jetzt dem perfekten Abschluss ihrer Karriere in ihrer Heimat entgegenfiebert. «Das wird ein schönes Event, für das ich mich noch einmal voll motivieren werde. Und eine Medaille sollte es auch auf jeden Fall sein.»

Quelle: dpa vom 29.10.2007 / Financial Times Deutschland


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