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Es werden ihre vierten Olympischen Spiele

29.01.2010

Drei Olympische Spiele und immer mit einer Medaille gekrönt. Während Ihrer aktiven Zeit holte sie nahezu alle Titel, nicht umsonst wird sie als die "Grand Dame des Rodelsports" bezeichnet. Dieses Jahr in Vancouver ist sie wieder dabei, allerdings als offizielle Funktionärin. Die Ahlener Zeitung beschäftigte sich in ihrem Artikel mit der neuen Rolle der Ex-Ausnahmeathletin.



Eine Turnhalle als exklusiver Kleiderschrank

Die Turnhalle des Luftwaffen-Instandhaltungsregiments 1 im Fliegerhorst Erding ist noch bis Freitag in einer Woche der exklusivste Kleiderschrank Deutschlands. Hier werden die 152 deutschen Athleten und fast noch einmal so viele Betreuer und Trainer auf dem Weg nach Vancouver zu den Olympischen Winterspielen eingekleidet.

Für die Aktiven gibt es 68 Teile - von der Mütze bis zum Schuhputzzeug. „Da kommt das erste Mal dieses besondere Olympia-Feeling auf“, sagt Silke Kraushaar-Pielach. Ihr Wohlfühl-Termin in der Turnhalle ist am Montag. Es ist ihre vierte Einkleidung für Olympische Spiele, ohne Frage wird es eine ganz besondere sein: Erstmals tritt die 39-Jährige die olympische Reise als Funktionärin und nicht als Rodlerin an. Und sie wird diesmal die Kleidung mit anderen Augen in Empfang nehmen, denn die Olympiasiegerin von Nagano 1998 saß im Gremium, das Schnitt und Farben ausgewählt hat.

Am Aussehen des bunten Kleiderstapels für Vancouver haben getüftelt: Einerseits Bogner; andererseits Designer von Adidas, Bernhard Schwank als Chef de Mission des Deutschen Olympischen Sportbundes, Vertreter der Deutschen Sport-Marketing GmbH sowie der ehemalige Biathlet Peter Sendel und die Sportwartin Rennrodel des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland. Warum sie? „Vermutlich, weil ich schon drei Spiele mitgemacht habe“, sagt die dreimalige Weltmeisterin aus Sonneberg in Thüringen.

Silke Kraushaar-Pielach weiß, was Sportler brauchen - auch wenn sie vor zwei Jahren ihre Karriere als Aktive beendet hat. „Es geht schlicht um Funktionalität. Wichtig ist nicht nur ein dicker Anorak, sondern auch eine viel dünnere Jacke, in der ich mich erwärmen kann.“ Jacken dürfen - moderner Schnitt hin oder her - am Rücken nicht zu kurz sein. „Und die Langläufer und Biathleten haben beispielsweise gerne Ärmelgamaschen mit Daumeneingriff.“

Für die Zuschauer am Fernseher zählt die Optik. Und die hinterlässt mal wieder bleibenden Eindruck: Auf weißen Hosen wird strahlendes Gelb getragen, darüber als Weste leuchtendes Pink oder frisches Aquablau - Mädchen und Bübchen lassen sich diesmal hübsch auseinander halten. Skispringer Martin Schmitt sagt: „Ich kann Bogner zur Farbwahl nur beglückwünschen.“

Curlerin Corinna Scholz ergänzt: „Super farbig und lebendig, das liebe ich. Auch die Schnitte gefallen mir.“ Und Silke Kraushaar-Pielach weiß aus Erfahrung: „Am Anfang denkt man vielleicht schon mal: Oh! Aber das sind alles super Sachen und das passt, vor allem wenn man als Gruppe auftritt, perfekt zusammen.“

Für die Sportler gibt es vier Outfits: Präsentations-, Reise- und Einmarschkleidung sowie Anzüge für Empfänge. Klar, dass diese exklusive Shoppingtour auch Spaß macht. Kraushaar-Pielach: „Am Ende gehst du mit drei riesengroßen vollgepackten Taschen nach Hause.“ Das farbenfrohe Paket hat diesmal einen Wert von etwa 8500 Euro - Kunststück, wenn beispielsweise die Daunenjacke Skeena schon 999.- Euro und die Daunenweste Selwyn 799.- Euro kosten. Für die Olympia-Kollektion gilt definitiv: Kleider machen Leute.

Die Frage ist nur: Wie sieht der Kleiderschrank eines dekorierten Wintersportlers aus? Silke Kraushaar-Pielach lacht. „Da kommt schon ganz schön was zusammen. Ich war zwölf Jahre an der Weltspitze“, rechnet sie laut vor. Jedes Jahr eine Einkleidung vom Verband. Alle zwei Jahre von der Bundeswehr. Dazu drei Mal Olympische Spiele. „Das sind schon alleine etwa 15 Wärmeanzüge.“ Vieles, gerade Rollis und Fleecepullis, erben Freunde, Bekannte und die Familie.

„Aber auch wenn Vieles davon aus der Mode gekommen ist: Meine ganzen alten Olympiasachen“, sagt Silke Kraushaar-Pielach, „die werde ich nie weggeben, darin stecken so viele schöne Erinnerungen. Die sind zu Hause im Schrank.“

VON LARS MÜLLER-APPENZELLER / Quelle Ahlener Zeitung, 29. Januar 2010


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